Sportler

EISENMANGEL

Bis zu 52 % der Sportlerinnen
haben einen Eisenmangel!(1)

Wenn Sportler etwas nicht gebrauchen können, dann sind es niedrige Eisenwerte. Denn niedrige Eisenwerte führen zu niedrigen Hämoglobinwerten und somit zu einem eingeschränkten Sauerstofftransport zu den Muskeln. Genau das ist aber die Basis einer jeden sportlichen Ausdauerleistung. Auch die Energiegewinnung in den Mitochondrien der Zelle, also die sogenannte Atmungskette in den Kraftwerken der Zelle, hängt von einer guten Versorgung mit Mikronährstoffen und somit auch Eisen ab. Ohne Eisen also keine Leistung. Da ist es fatal, dass bis zu 52 % der weiblichen Sportler von Eisenmangel betroffen sind.


Eisenzentrum Hannover, Praxis Dr. Matthias Marquardt, Risikogruppe: Sportler

Sportler sind aus mehreren Gründen besonders gefährdet, einen Mangel zu erleiden:
  1. Sportler haben durch das tägliche Training erhöhte Hepcidinspiegel bedingt durch eine Aktivierung des Immunsystems. Dieser von chronisch entzündlichen Erkrankungen bekannte Effekt führt bei Sportlern zu verringerter Eisenaufnahme.
  2. Sportler setzen zum Ausgleich des mitunter immensen Energiebedarfs und zur Verbesserung der Regenerationsleistung eine kohlenhydratreiche Kost ein. Häufig handelt sich dabei um leere Energieträger wie Nudeln oder helles Brot, die wenig Eisen bereitstellen.
  3. Langstreckenläufer schädigen durch die wiederkehrende Schrittfolge die roten Blutkörperchen in der Fußsohle. Sie werden zerquetscht und frühzeitig abgebaut.
  4. Intensives Training führt immer wieder zu kleinen, unbemerkten Mikroblutungen des Magen-Darm-Traktes. Hierdurch sind die Eisenverluste erhöht.
  5. Vegetarierer und Veganer sind im Ausdauersport überrepräsentiert, was die oben genannten Probleme durch eine verringerte Resorption des Nahrungseisens bei fleischlos Lebenden noch verstärkt. 
  6. Leider treten Essstörungen in Sportarten, in denen ein niedriges Körpergewicht von Vorteil ist, gehäuft auf. Eine verminderte Nahrungsaufnahme führt oft zu einer dramatischen Verschlechterung der Mikronährstoffaufnahme, und damit insbesondere des Eisens.
  7. Andere Faktoren wie Blutverluste durch Menstruation oder Blutspende können unabhängig vom sportlichen Training auftreten und dadurch die o.g. Probleme verstärken

Blutbildung kann nicht trainiert werden!


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Aber nicht nur die Leistungsfähigkeit kann durch eine schlechte Eisenversorgung in Mitleidenschaft gezogen werden. Wie Sie hier nachlesen können, übernimmt Eisen im Stoffwechsel neben dem Sauerstofftransport noch ganz wesentliche weitere Aufgaben. So sind die Funktion des Immunsystems, die Regeneration von Haut und Haaren und auch die Schilddrüsenfunktion abhängig vom Eisenstatus.

 

Allerdings verlangt die Beurteilung des Eisenstatus beim Sportler besondere Kenntnisse. Zum Einen findet sich bei Sportlern mit mehr als 10 Stunden Ausdauertraining/Woche durch erhöhte Aldosteronspiegel durch Schweißverluste beim Training in 10-15 % eine so genannte Pseudanämie (also eine scheinbare Anämie, die gar keine ist) auf. (2) Ein verringerter Anteil an festen Blutbestandteilen oder des Hämoglobingehaltes im Blut darf also nicht vorschnell als Blutarmut und/oder Eisenmangel fehlinterpretiert werden. Man wird also wie allgemein üblich vor allem den Ferritinwert zur Diagnose des Eisenmangels bemühen. Zum Anderen spielt aber das grundsätzlich bekannte Phänomen von erhöhten Ferritinwerten im Rahmen einer Immunsystemaktivierung eine entscheidende Rolle. Denn nicht nur Infekte, sondern auch intensive Trainingsbelastungen können das Immunsystem aktivieren und so zu bis zu 27 % zu hoch gemessenen Ferritinwerten führen. (3) 

 


Bei Sportlern sollte das Ferritin nach einem Tag Trainingspause gemessen werden.

Eisenversorgung bei Sportlern

                         
         

Optimal

 

Normal

 

Nichtanämischer
Eisenmangel

  Eisenmangel mit
kleinen, farbstoffarmen Blutzellen
  Eisenmagel mit manifester Blutarmut  
  Hämoglobin (g/l) (w)    > 12    > 12   12   < 12   < 12  
  Hämoglobin (g/l) (m)   > 14    > 14   14   < 14   < 14   
  MCV   84   84   82   78   76   
  MCH   30   30   29   27   26   
  Ferritin (µg/l)
  100–200   30   20–30   20–10    < 10  
                         

n. Herklotz R, Huber A. Labordiagnose von Eisenstoffwechselstörungen. in Schweiz Med Forum. 2010;10:500–7. Optimalwerte n. Dr. Matthias Marquardt

Welche Ferritinwerte werden empfohlen?

In der internationalen Literatur wird auch für Sportler ein latenter Eisenmangel ab Ferritin-Werten < 30 µg/l definiert. In diesen Fällen kommt es durch Eisensubstitution nachweislich zu Anstieg des Hämoglobinmasse und zu einer Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit. Das heißt, dass Sportler dann eine erhöhte maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max) und eine verlängerte Belastungsdauer im Belastungstest aufweisen. Eisensubstitution bei höheren Ferritin-Ausgangswerten erzielte diese Effekte in einzelnen Studien, die deshalb Ferritinwerte > 50 µg/l empfahlen. Für Ausdauersportler vor intensiven Trainingsphasen wie Höhentrainingslagern empfehlen allerdings auch zurückhaltendere Quellen Ferritinwerte von > 50 µg/l. (4)

 

Aber Eisen ist nicht nur bzgl. der Blutbildung von Sportlern von Relevanz . Die häufige Annahme, dass bei einer normalen Menge an roten Blutfarbstoff auch die Eisenversorgung in Ordnung sei, ist falsch!  Eisen ist für die Leistungsfähigkeit diverser Enzymsysteme und somit für Belastbarkeit, Regeneration und Ermüdungsresistenz entscheidend. Bei von Müdigkeit und Schwäche geplagten herzkranken Patienten führen Ferritinspiegel > 100 µg/l unabhängig vom Hämoglobinwert zu einem besseren Befinden. Zwar kann man die beiden Untersuchungsgruppen kaum miteinander vergleichen, aber die Erfahrungswerte im Ausdauersport lassen zahlreiche Freizeitsportler und Topathleten auch hier Ferritinwerte > 100 µg/l mit Erfolg anwenden. Die englische Lauflegende Sebastian Coe sagte einmal, dass er mit einem Ferritin von unter 140 µg/l nicht an den Start gehen würde. Warum? Weil, es schneller macht!

 

Lässt sich diese sportmedizinische Praxis wissenschaftlich erklären? 

Erklärlich ist das eigentlich schon seit 1931. Da erhielt Otto Heinrich Warburg den Medizin-Nobelpreis für seine Entdeckung der Atmungsenzyme. Jene Protein-Metall-Komplexe, die in jeder Zelle die Energiegewinnung ermöglichen und als relevantestes Sauerstoffbindungselement Eisen enthalten. Ohne Eisen keine Energiegewinnung. Deshalb spielt Eisen in der Sportmedizin eine derart wichtige Rolle . Dass es auch messbar hilft, und zwar unabhängig von einer vorhandenen Blutarmut, zeigte die Arbeit aus dem British Journal of Sports Medicine von Burden et al aus dem Jahre 2014 (5): Nicht nur die Ferritin- und Transferrinsättigungswerte stiegen durch Eisengaben bei Sportlern mit normalen Blutwerten an, auch die Hämoglobinmenge und die maximale Sauerstoffaufnahme ließen sich statistisch signifikant steigern. Die Studie bestätigt Sebastian Coe: Mehr Eisen ist für die Leistungsfähigkeit ein Vorteil.  Natürlich fällt der leistungssteigernde Effekt bei Sportlern mit gesunden Hämoglobinwerten kleiner aus als bei Sportlern, die zuvor eine Blutarmut hatten. Aber es gibt einen Vorteil.

 

Wie hoch soll das Ferritin jetzt sein?

Dazu macht die oben genannte Studie keine konkrete Angabe. Und so gucken einige Ärzte weiterhin nur nach dem Hämoglobinwert und machen ihre Sportler langsam, während andere Ferritinwerte von über 300 µg/l nahelegen. Was ist nun richtig? Wissenschaftlich lässt sich die Frage nur insofern klar beantworten, dass Werte < 100 µg/l die zelluläre Energiegewinnung verschlechtern können. Auf der Suche nach der richtigen Dosis müssen wir feststellen das jenseits dieser Grenze keine Beeinflussung von Organsystemen wissenschaftlich erforscht wurde. Auch müssen wir feststellen, dass Eisen ein Prooxidanz ist und nicht in beliebiger Menge verabreicht werden sollte. Ferritinwerte von 300 µg/l messen Sie selbst bei gesunden, männlichen Fleischessern höchst selten. Die Regel in meiner Praxis lautet: Ferritinwerte > 100 µg/l erklären keine Leistungsminderung oder Eisenmangelsymptome. Da allerdings gerade bei Frauen durch die Regelblutung auch immer wieder Verluste zu verzeichnen sind, verabreiche ich Eisen bis zu einem Ferritin-Wert von 200 µg/l. Dieser physiologische Wert bietet dem Sportler einen sicheren Puffer nach unten, um auch in der Wettkampfphase den Eisenspeichert über 100 µg/l zu halten. So sind 6- bis 12-monatige Kontrollen ausreichend.

 

Eisen ist kein Doping!

 

Eisenpräparate, auch zur Gabe als Infusion (intravenösen Gabe), sind grundsätzlich nicht auf der Dopingliste und können von Sportlern ohne Regelkonflikte eingenommen werden. Allerdings gibt es eine Beschränkung der täglichen Infusionsmenge auf 100 ml. Bzgl. Eiseninfusionen besteht hier kein Problem, da 200 mg Eisen (III) Sucrose problemlos in weniger als 100 ml Flüssigkeit gelöst und verabreicht werden können. Hintergrund der Regelung ist, dass das verbreitete Dopingmittel Erythropoetin zu einer Zunahme der festen Blutbestandteile führt, die man durch die Infusion von Flüssigkeit vor einem Dopingtest kaschieren könnte.

Sportler und Blutspenden

Und natürlich ist es ein Irrglaube, dass die Blutbildung durch Blutspenden „trainiert“ werden kann. Blutspenden führt zu Eisenverlusten von 250 mg Eisen pro Blutspende und führt bei ambitionierten Sportlern zu schlechteren Leitungsvoraussetzungen. Allenfalls in der off-season könnte man eine Blutspende diskutieren, aber nur wenn die Eisenspeicher reichlich gefüllt sind (Ferritin > 150 µg/l) und prompt wieder ausgeglichen werden, beispielsweise durch eine ähnliche Eisenmenge in Form einer Eiseninfusion.

 



QUELLEN

(1) Sandström G, Börjesson M, Rödjer S. Iron deficiency in adolescent female athletes – is iron status affected by regular sporting activity? ClinJ Sport Med. 2012;22:495–500.

(2) Friedmann B. Standards der Sportmedizin Sportleranämie. DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 2001;52

(3) Voss SC, et al. Variability of serum markers of erythropoiesis during 6 days of racing in highly trained cyclists. Int J Sports Med. 2014;35:89–94.

(4) Iron deficiency in sports – definition, influence on performance and therapy, Swiss Med Wkly. 2015;145:w14196)

(5) Burden RJ, et al. Br J Sports Med 2014;0:1–10. doi:10.1136/bjsports-2014-09362